Twitter sagt den 140 Zeichen bye bye – das Ende einer Ära

Die großen deutschen Medien pfeifen es schon von allen Dächern – Twitter will seine 140-Zeichen-Begrenzung aufheben und maximal 10.000 Zeichen pro Tweet zulassen. Mein erster Gedanke: OH NEIN, WIESO DAS DENN?

Ganz überraschend kommt das nicht, gibt es diese Gerüchte doch schon seit einiger Zeit im Netz. Jetzt scheint aber ein gut informierter Tech-Blog genaueres erfahren zu haben:

Longer tweets are coming soon to Twitter.
Twitter is building a new feature that will allow users to tweet things longer than the traditional 140-character limit, and the company is targeting a launch date toward the end of Q1, according to multiple sources familiar with the company’s plans. Twitter is currently considering a 10,000 character limit, according to these sources.

 

Interessant ist, dass sich alle Medien, auch Reuters und Fortune auf den einen Blogbeitrag beziehen: <re/code>

Wie war das noch mit der 7 Quellen Regel? Ach egal … es wird schon stimmen, wird man sich in den großen Redaktionen sagen ;-) Von Twitter selbst gibt es dazu noch keine offizielle Stellungnahmen außer einem Tweet von Jack Dorsey, der aber in diese Richtung geht.

Eines ist klar: In Anbetracht der stagnierenden Nutzerzahlen und des fehlenden Monetarisierungsmodelles muss Twitter handeln, um die Aktionäre bei Laune zu halten.

Doch ob dieser Schritt tatsächlich der Richtige ist?

Was macht Twitter aus?

Twitter

  1. Die chronologische Timeline ohne Filtermechanismen und Algorithmen wie bei Facebook
  2. Das schlanke und einfache Design
  3. Die netten Netzwerkeffekte wie Vertaggen, Hashtagging und Retweets
  4. Das Fav-Herzchen, ja auch das :-)
  5. Last but not least die 140 Zeichen Begrenzung

Gerade diese Begrenzung macht Twitter zu einem Unikat im Social Webiversum. Denn hier ist der Social Media Redakteur noch gefragt, denn 140 Zeichen abzüglich Link, Hashtag und @Mention können verdammt wenig sein. Aber das macht es umso spannender, will man mit wenigen Worten seine Follower erreichen und seine Botschaften an den Mann bringen. Twitter ist außerdem für jeden angehenden Schreiberling ein hervorragendes Testmedium, um Aussagen kurz und knackig auf den Punkt zu bringen. Quasi das Boulevard-Medium unter den sozialen Netzwerken.

Und das alles will Twitter nun aufgeben?

Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie es ist, in seiner Timeline einen Tweet mit 10.000 Zeichen aufzuklappen? In Ansätzen hat Twitter zwar bereits am Limit geschraubt. Bei ReTweets kann man auch antworten und damit den Tweet auf mehr als 140 Zeichen aufblasen. Direct Messages können seit Juni diesen Jahres auch mehr als 140 Zeichen beinhalten und es funktioniert. Aber die Timeline blieb bislang noch unangetastet und damit sauber und aufgeräumt.

Und jetzt stehen 10.000 Zeichen Fließtext in den Startlöchern …..

Nun, warten wir es ab. Ich hege die Befürchtung, dass sich die Anhebung der Zeichenbegrenzung nicht sonderlich positiv auf das Nutzerwachstum und die Anzahl der DAUs (Daily Active User) auswirkt, denn dann wäre Twitter nur eine von vielen Plattformen mit viiieeeel Platz für viiieeeel Text.

Nachtrag: Auch der Blog des Wall Street Journal berichtet darüber.

Update: Und schon werden Zweifel an der Interpretation der Story bei Re/code laut >> slate.com

This isn’t about the length of a tweet. It’s about where the link at the bottom takes you.

 

Veröffentlicht in Social Media und verschlagwortet mit .

2 Kommentare

  1. Wenn in der Timeline nur die Teaser angezeigt werden, dann sieht die Timeline auch mit den 10.000-Zeichen-Tweets aufgeräumt aus. Es gibt aber auch andere Möglichkeiten, die Funktionalität des System aufzubessern und sie zeitgerechter zu organisieren. Zum Anfang könnte Twitter aufhören, die angehängten Medien von der Tweet-Länge abzuziehen. Auch die besseren Such- und Filterfunktionen könnten die Twitter-Funktionalität und Nutzerfreundlichkeit verbessern.

  2. Pingback: Blogparade - Bloggen mit oder ohne eigenem Blog - newmediapassion

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert