Die Zukunft von Unternehmen wird im Social Business liegen, das besagt zumindest eine Studie der Bitkom. Gartner hält dagegen und meint, dass über 80% der aktuellen Social Business Bemühungen nicht von Erfolg gekrönt sind. Die Wahrheit liegt wohl wie immer irgendwo dazwischen. In vielen Unternehmen sind Social Media in der externen Kommunikation bereits angekommen. Es werden Fanpages auf Facebook betrieben, Videos auf YouTube geladen und es wird gezwitschert. Nicht immer gut und nicht immer erfolgreich, aber immer darauf bedacht, es gut aussehen zu lassen.
Auch intern wird schon oft auf Social Software gesetzt, oftmals allerdings mit der gleichen oberflächlichen Intention „Hauptsache, erstmal haben“. Da gibt es Wikis, interne Foren und hier und da auch ein internes Twitter. Doch ich musste oft feststellen, dass deren Implementierung überhastet und vor allem ohne eine aktive Einbeziehung der Mitarbeiter erfolgt ist. Denn bohrt man einmal bei den Verantwortlichen etwas tiefer, dann erfährt man nicht selten, dass die Tools entweder gar nicht oder nur für „Jux und Dollerei“ genutzt werden. Nicht selten findet man Mitarbeiter, die hierüber ihren Frust ablassen oder sie gar als Mobbing-Plattform nutzen.
Der Faktor Mensch
Dabei ist der Faktor Mensch das wichtigste Element, denn der Mensch muss den Sinn der Nutzung verstehen und die Nutzung auch wollen. Wie Stephan Thielke im pr-blogger titelt:
Enterprise 2.0 muss Begehrlichkeiten wecken
Wenn dem Mitarbeiter der Sinn aber nicht klar ist und er es einfach „aufgedrückt“ bekommt, dann wird eine sinnvolle Nutzung in der Regel nicht stattfinden. Wer kennt nicht solche Dienstanweisungen, dass ab sofort dieses und jene Tool zu nutzen ist, ohne dass einem wirklich erklärt wird, warum das so viel besser sein soll als das althergebrachte Verfahren. Man darf nicht vergessen, dass viele Angestellte in kleinen und mittelständigen, aber auch in großen Unternehmen keine geborenen Social Spezialisten sind. Blogs, Twitter und Facebook sind nebulöse Gebilde, mit denen sich maximal die Kinder befassen. Das ist sicherlich einer der Gründe, warum sich Enterprise 2.0 trotz anfänglichem Hype im Moment eher schwer tut.
Der BVDW hat sich Anfang April auch mit eben jenem Thema befasst und eine Definition und zu Enterprise 2.0 aufgestellt:
„Enterprise 2.0 bezeichnet dabei ein Unternehmen oder eine Organisation, in dem alle internen und externen Stakeholder (u. a. Mitarbeiter, Kunden, Partner, Anteilseigner) gemeinsam und auf Basis unternehmenseigener Social Software (z. B. Enterprise Social Networks oder Social-CRM-Systeme) an der Erreichung der jeweiligen Unternehmensziele arbeiten.“
Social Software Communote
Die darauffolgende Beschreibung von Enterprise 2.0 ist kurz und knapp formuliert und zeigt sehr gut die verschiedenen Möglichkeiten, Teilbereiche und auch rechtliche Fallstricke auf. Sie enthält zudem eine Liste mit Anbietern von Enterprise 2.0 Software, zu denen als einer der wenigen deutschen Anbieter das Dresdner Unternehmen Communardo gehört, dessen Plattform Communote im Reigen der großen Anbieter ganz vorn mitspielt.
Da mich diese Thematik selbst sehr interessiert und Communardo zudem zu den langjährigen Sponsoren des MobileCamp Dresden gehört, habe ich mich einmal mit Dirk Röhrborn unterhalten, seines Zeichens geschäftsführender Gesellschafter von Communardo und CEO von Communote.
JP: Dirk, was unterscheidet Communote von anderen großen Systemen wie Yammer oder Jive und was macht es vielleicht auch einzigartig?
DR: Communote konzentriert sich anders als viele Anbieter von Enterprise 2.0 Suiten ganz bewusst auf den Kern des 2.0 Gedankens – die Kommunikation zwischen Menschen. Konkret geht es dabei meist um bereichs- und funktionsübergreifende Kommunikation. Das ist gerade eine Stärke mittelständischer Unternehmen, die vom Know-how und dem Wissensaustausch ihrer Mitarbeiter leben. Als schlankes und sofort einsetzbares Kommunikationswerkzeug ermöglicht Communote einen kostengünstigen Einstieg ins Enterprise 2.0. Dabei werden wir auch in Zukunft beides anbieten: einen Cloud-Service aus deutschen Rechenzentren und die Möglichkeit, Communote selbst auf eigenen Servern zu betreiben.
JP: Nun bietet Communardo, quasi die Muttergesellschaft von Communote, ja auch Lösungen von Wettbewerbern wie Atlassian oder IBM an. Wo ordnet sich Communote in diesem Umfeld ein?
DR: Richtig, unsere Mutterfirma Communardo ist als Full-Service-Dienstleister für Kommunikation und Zusammenarbeit in Unternehmen aktiv und bietet herstellerunabhängig verschiedene Enterprise 2.0 Technologien für Unternehmen an, z.B. Microsoft SharePoint, IBM Connections und Atlassian Confluence. Communardo realisiert die optimale Integration von Enterprise 2.0 Werkzeugen in die vorhandene Systemlandschaft, hilft bei der flächendeckenden Einführung und berät bei übergreifenden organisatorischen Fragestellungen, wie z.B. der Einbindung des Betriebsrats, IT-Sicherheit und Datenschutz. Dazu ist die übergreifende Technologiekompetenz der führenden Ökosysteme notwendige Voraussetzung. Nun ist es so, dass nicht jede Technologie zu jedem Unternehmen passt. Konzerne haben oft andere Anforderungen als öffentliche Institutionen oder mittelständische Industriefirmen. Communote ist die schlanke Alternative für den Mittelstand und Bereiche größerer Institutionen, um einen sofort einsatzbereiten Kommunikationskanal für alle Mitarbeiter zu schaffen. Bei Bedarf kann Communote auch in Systeme wie SharePoint oder Confluence eingebettet werden.
JP: Wie schätzt Du die Entwicklung von Enterprise 2.0 in den nächsten beiden Jahren ein?
DR: Die Vernetzung von Kommunikations- und Arbeitsprozessen verteilter, cross-funktionaler Teams hat sich bei expandierenden, innovativen Unternehmen als entscheidender Erfolgsfaktor herausgestellt. Damit ist Enterprise 2.0 eines der führenden Themen für die Organisationsentwicklung in den nächsten Jahren. Diese Entwicklung bedarf nicht nur der richtigen Technologie, sondern bedeutet für viele Unternehmen gerade auch einen Wandel gewohnter Kommunikationsprozesse und des Führungsverhaltens hin zu mehr Transparenz, offener Kommunikation und Mitarbeiterpartizipation. In zwei Jahren werden wir noch viele Firmen sehen, für die Enterprise 2.0 noch in weiter Ferne liegt. Allerdings wird es eine Spitzengruppe von Firmen geben, die frühzeitig den Wandel begonnen haben und dann den Erfolg durch größere Wettbewerbsfähigkeit und Mitarbeiterattraktivität genießen werden. Und es wird eine große Gruppe von Firmen geben, die sich in der Veränderung befinden.
JP: Wie sind Deine Erfahrungen bei der Implementierung von Enterprise 2.0 Systemen in Unternehmen?
DR: Die ersten Jahre des überschäumenden Enthusiasmus sind vorbei. Die ersten Piloten mit begeisterten, oft technologie-affinen Anwendern waren oft erfolgreich. Die folgenden Versuche zur Ausweitung auf das ganze Unternehmen stellen sich dann nicht selten schwieriger dar, als erwartet. Eine zu große Technikorientierung zu Beginn gehört zu den häufigeren Ursachen. Für eine erfolgreiche Implementierung im Unternehmen braucht es ein systematisches Vorgehen, welches die bestehende Kommunikations- und Führungskultur berücksichtigen und bei Bedarf schrittweise verändern muss. Dieser Prozess braucht vor allem Zeit und die Einbindung der Mitarbeiter und – ganz wichtig – der Führungskräfte. Neben dem Management sollte zudem Betriebsräte und Datenschutz proaktiv ins Projektteam integriert werden.
JP: Wie viel Aufwand muss ein Unternehmen nach der technischen Implementierung betreiben, um das System auch personell zu verankern?
DR: Das kommt natürlich immer auf die spezifische Situation im Unternehmen an. Moderne Lizenz- und Cloud-Angebote ermöglichen einen Einstieg auch mit schlankem IT-Budget. Der Hauptaufwand liegt erfahrungsgemäß intern bei den Veränderungsprozessen. Dabei handelt es sich aber eben nicht um Nebenkosten eines IT-Projektes, sondern um eine strategische Investition in die Leistungsfähigkeit der Firma – unabhängig von der ausgewählten Technologie.
JP: Noch ein letzter Satz zum Thema Mensch – welche Rolle spielt er beim Erfolg von Enterprise 2.0?
DR: Das ist eine klare Frage mit einer einfachen Antwort: Die Hauptrolle im Enterprise 2.0 spielt der Mensch.
JP: Vielen Dank Dirk!
Dem gibt es glaub ich nichts hinzuzufügen. Wichtig ist, dass Enterprise 2.0 nach dem Top-Down-Prinzip von der Geschäftsführung getragen und gefördert wird, die Mitarbeiter aber frühzeitig eingebunden und mitgenommen werden. Auch für interne Social Software gilt das gleiche wie für die externe Social Media – es muss Regeln geben, an die sich alle halten, zum Beispiel Social Media Guidelines.
Bildquelle: Communote