Vor wenigen Tagen erreichte mich der Anruf eines Bürgermeisters, der sich für die bevorstehende Kommunalwahl noch etwas unterrepräsentiert im Web fühlte. Seine Sorge war zudem, dass viele Wähler das Prinzip der Wahl nicht genau verstanden haben. Er wollte sich also auf der einen Seite stärker selbst vermarkten, auf der anderen Seite aber auch informieren und aufklären. Auf die Anfrage will ich selbst nicht näher eingehen, mich aber hier mit der Frage beschäftigen, welches Online Medium denn für ernsthafte Inhalte, Diskussionen und auch Eigenvermarktung am besten geeignet ist?
Der erste Gedanke ist in vielen Fällen Facebook. Doch ist Facebook wirklich der beste Kanal für die o.g. Anforderungen?
- Facebook lebt von einem Netzwerk, von einer Fanbase, von einer großen Community. Diese muss aber erst einmal aufgebaut werden und das braucht Zeit und Geduld.
- Facebook mutiert zunehmend zu einem Cat-Content-Shitstorm-Bullying-Medium, auf dem ernsthafte Präsenzen kaum noch eine Chance habe. Wenn man nicht gerade mit Gewinnspielen oder Small Talk aufwarten kann und will, hat man kaum eine Chance, seine Zuhörer zu erreichen.
- Facebook erfordert einen hohen Redaktions- und Moderationsaufwand. Hier ist man schon angehalten, regelmäßig neuen Content zu produzieren und das nicht nur textlastig, sondern auch multimedial. Die Diskussionen um die nachlassende organische Reichweite kennt wohl jeder und die damit verbunden steigenden Ausgaben in Advertisement.
- Auf Facebook ist man quasi gezwungen, sich mit den Kommentaren der Fans zu beschäftigen und es wirft immer ein schlechtes Bild auf denjenigen, wenn er lediglich Beiträge publiziert, zu den Kommentaren aber keine Stellung nimmt.
- Facebook ist nicht überall beliebt und man erreicht hier bei weitem nicht alle Nutzer, die man erreichen möchte.
Zusammengefasst bedeutet das, dass man sich den Schritt in Facebook schon sehr gut überlegen und eine entsprechende Vorlaufzeit einrechnen muss.
Wie sehen denn die Alternativen aus?
Eine IMHO sehr gute Alternative stellt die Website in Kombination mit einem Blog dar.
- Über gängige Content Management Systeme wie WordPress lässt sich eine Website in kurzer Zeit realisieren. Die Verwaltung und die redaktionelle Pflege der Seite ist auch für Laien recht einfach.
- Diverse Plugins und Templates bieten viel Spielraum für eine ausdrucksstarke Präsentation, sowohl stationär als auch mobil. Der Blog erlaubt eine inhaltlich optimale Aufbereitung von Informationen und deren Verbreitung (SocialPlugins, RSS, E-Mail-Abo).
- Websites / Blogs lassen sich sehr gut für Suchmaschinen optimieren und erreichen darüber schnell eine gute Sichtbarkeit.
- Der Zugang zu den Inhalten auf der Website ist für jeden möglich. Auch eine barrierefreie Nutzung ist hier umsetzbar, sodass man wirklich jeden Nutzer damit erreichen kann, vorausgesetzt, er hat einen Internetanschluss.
- Durch diverse Sicherheitsvorkehrungen lässt sich Spam weitestgehend ausschließen, sodass man sich in den Kommentaren nur mit ernsthaften Meinungen befassen kann.
Je nach persönlichem Engagement lassen sich Website/Blog und Facebook natürlich auch hervorragend miteinander verbinden, ebenso wie mit Twitter oder Google+.
Wenn ich die Wahl habe, setze ich lieber auf die Website/Blog Kombination, weil ich da einfach viel freier in der Gestaltung und Interpretationen von Themen bin als bei einem Social Network wie Facebook.
Übrigens hat mich auch die Seite meines geschätzen Bloggerkollegen Alexander Hesse zu diesem Beitrag animiert, denn er ist genau diesen Weg gegangen, den ich auch präferiere.
P.S. er war es nicht, der mich angerufen hat :-)