Einzelhandel vs. Online Handel – Krieg oder Frieden?

Vor ziemlich genau einem Jahr habe ich in einem Beitrag meinen Unmut über eine viel zu kurz gedachte Kampagne „Offline shoppen – wir kaufen lokal“ zum Ausdruck gebracht. Darin hatten die Initiatoren beschrieben, warum denn mehr Menschen wieder in regionalen Geschäften einkaufen gehen sollten. Für mich damals wie heute viel zu eindimensional, denn an der ganzen Misere hat sich nicht viel geändert. Allerdings hatte ich kürzlich ein Erfolgserlebnis, was mich dann doch etwas optimistischer gestimmt hat.

Vergangene Woche haben wir uns in Familie entschieden, neue Kinderbetten anzuschaffen und damit verbunden auch neue Matratzen und Bettwäsche. Bei zwei Kindern schaut man dann schon etwas nach dem Preis, aber auch nach der Qualität bzw. der Verarbeitung. Allerdings fehlt mir nach wie vor die Zeit, mich stundenlang in verschiedenen Geschäften umzuschauen, Preise zu vergleichen und Angebote zu sichten. Außerdem habe ich Offline selten die Chance, die Meinung anderer Käufer zu dem Produkt zu erhalten. Also haben wir uns abends am Tablet verschiedene Betten und Matratzen angeschaut. Die Details will ich euch ersparen. Im Endergebnis haben wir uns die Betten auf der Online Shop Seite des Händlers herausgesucht und dann im Geschäft vor Ort angesehen und gekauft. Die Matratzen haben wir online gekauft und dann im Geschäft vor Ort abgeholt (Buy&Collect). Der Service ging sogar soweit, dass mich die Verkäuferin aus dem Fachgeschäft anrief, um mir zu sagen, dass die Matratzen vorrätig und für mich reserviert wären. Ich bräuchte nur vorbeizukommen. Einfacher und bequemer geht es nicht.

Genau dieses Kaufverhalten legen die Menschen zunehmend an den Tag und genau darauf muss sich der Einzelhandel einstellen, wenn er mit dem Online Handel konkurieren will. Warum eigentlich konkurieren? Beide ergänzen sich hervorragend, sie müssen es nur begreifen. Die großen Ketten haben es schon begriffen.

Auf locafox.de bin ich auf eine Grafik aufmerksam geworden, welche das Kaufverhalten der Kunden und auch die Präsenzen viele Einzel- und Großhändler sehr anschaulich zeigt.

Einzelhaendler_im_Internet_Infografik

Quelle: blog.locafox.de

 

Das Bemerkenswerte daran: nur 14% der Deutschen kaufen durchschnittlich online einmal pro Woche ein. Aber 50% der Smartphone-Nutzer besuchen nach dem Besuch einer Händler-Website nach einer Google Suche ein Geschäft in ihrer Nähe. Und sogar 81% finden es attraktiv, wenn sie die Verfügbarkeit von Produkten bei einem lokalen Händler online nachfragen können. 64% der Konsumenten machen genau dass, was ich auch gemacht habe: online bestellen und im Geschäft abholen.

Einzelhandel_im_Internet_Tabelle

Quelle: blog.locafox.de

 

Bei großen Ketten wie Media Markt oder Obi ist das sogenannte Click&Reserve bzw. Buy&Collect Prinzip schon längst angekommen. Es braucht dabei natürlich die entsprechende technische Infrastruktur und Logistik. Man stelle sich nur vor, ich fahre von der Arbeit abends nach Hause und an meinem Lieblings-Supermarkt vorbei, wo schon mein fertig gepackter Einkaufskorb für mich bereit steht, dessen Inhalt ich tagsüber online bestellt habe? Anhalten, mitnehmen, weiterfahren, fertig. Zukunftsmusik? Wohl kaum, denn im asiatischen Raum, z.B. in Südkorea, sind solche neue Shopping-Ideen schon  längst Alltag. Hier bestellen die Menschen via Smartphone-App und QR-Code aus der Bahn heraus und finden den Einkaufsbeutel dann schon zu Hause vor, wenn sei daheim ankommen. Ein Mix aus Mobile Apps und Location Based Service macht es möglich. Regionale Geschäfte können ebenso davon profitieren, wie auch Läden mit Nischenprodukten oder Sonderware.

Unseren Einzelhändlern fehlt hier einfach ein wenig Kreativität und sicherlich manchmal auch der Mut, neue Wege zu gehen. Aber drumherum werden sie nicht kommen und dann kann sicherlich auch eine Initiative wie die City Initiative Kamenz e.V. hilfreich zur Seite stehen.

>> By the way – Locafox: wäre das nicht auch ein Thema für das MobileCamp 2015?

 




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Ein Kommentar

  1. Interessantes Problem – und einfache Lösungen :-) Ich denke, besonderes kleine Händler vertrauen auf Mundpropaganda – was schade ist. Und bei manchen Shops hapert es mit der Nutzerfreundlichkeit :-(

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