Man kann sich als Social Media Manager das Leben wirklich leicht machen. Überall findet man Tools und Optionen, um Dinge automatisch in Gang zu setzen. Automatische ReTweets, ReFollowing, Teilen, Kommentieren, Verbreiten, Posten – alles kann heutzutage automatisch ausgelöst werden. Dazu noch die Verknüpfung von unterschiedlichen Kanälen miteinander und schon kann man die ganze Klaviatur spielen, ohne sich wirklich anstrengen zu müssen. Ich spreche hier von Tools wie dem WordPress Plugin Jetpack, Buffer, scoop.it, IFTT oder auch Netzwerktools wie klout und sumall oder Online Zeitungen wie paper.li. Einmal eingerichtet und eingestellt, laufen die wie geschnitten Brot, sammeln News aus dem Web nach vordefinierten Filtern und posten wieder zurück in meine Kanäle. Super Sache – kinderleicht, effektiv. Eigentlich…..
….denn eines steht im Sinne der Social Media Kommunikation nach wie vor ganz oben auf der Prioritätenliste und das ist die Authentizität. Hinter jedem Post, hinter jeder Aktion sollte im besten Falle ein Mensch stehen und keine Maschine. Social Media lebt von der Dynamik, von der Vielschichtigkeit und auch von der Persönlichkeit des Kommunizierens.
Und genau diese Maxime sehe ich persönlich sehr stark gefährdet, wenn man sich zu sehr auf Automatismen verlässt, um sich das Leben leichter zu machen. Hier 5 Gründe, die gegen eine exzessive Nutzung von automatischen Tools sprechen:
1. Jedes Netzwerk hat seine Eigenarten in Bezug auf die Textgestaltung, die Textlänge und die multimediale Ausgestaltung
Ich kann nun einmal einen Facebook-Post nicht 1:1 auf Twitter teilen. Twitter ist kürzer, stärker auf den Punkt, Hashtag-basiert und arbeitet mit Short-URLs. Auf Facebook kann ich ausführlicher schreiben und sollte im besten Falle die ungekürzte URL verwenden, damit die Nutzer auch sehen, wo sie hinklicken. Diese Grafik gibt einen guten Überblick über empfohlene Textlängen und den Aufbau von Postings (witzigerweise von sumall und buffer erstellt :-) )
2. Zusammenfassung der Wochenaktivitäten via sumall oder paper.li ist nicht immer sinnvoll
Denn diese Dienste unterscheiden nicht nach Sinn oder Unsinn, die posten eher zufällig den Artikel der Woche oder eine Aktivität eines Followers. Ich habe dabei oftmals festgestellt, dass es eben nicht der beste Artikel oder der aktivste Follower ist, sondern ein X-beliebiger. Zudem beinhaltet die Information, wie viele neue Kontakte ich pro Woche bekommen haben und wie viele ReTweets, für mein Netzwerk keinen wirklichen Mehrwert.
3. Automatische Post sind auch als solche zu erkennen
Wenn scoop.it einen Blogpost aus dem Netz aggregiert und ihn auf verschiedenste Kanäle widerspiegelt, dann sieht man das anhand der Art des Beitrages sehr deutlich. Es ist ein reiner Link, ohne jegliche persönliche Note des Autors. Wie auch, denn hier postet ja die Maschine.
4. Automatischen Beiträgen fehlt es an Individualität
Logisch, denn ein Automatismus funktioniert immer so, wie ich ihn einmal eingestellt habe. Nun ist aber jedes Thema anders, hat andere Besonderheiten, Eigenarten und Merkmale, die ein guter Community Manager in seinem Post herausarbeitet, um zu zeigen, dass er sich wirklich mit dem Content beschäftigt hat. Ein bloßer ReTweet ist weit weniger kreativ als eine Antwort oder ein zitierter Tweet, in dem ich als Autor noch etwas persönliches anfüge. Damit sage ich „hey, ich retweete Dich nicht nur für die Quote, sondern weil mir Dein Beitrag wirklich etwas bedeutet“.
5. Robots bedeuten in der Regel Spam
Es gibt immer mehr Bots, die sich im Social Web tummeln. Meist mit der Absicht, Spam zu verbreiten. Davon sollte man sich als seriöser Redakteur tunlichst distanzieren und gar nicht erst den Eindruck entstehen lassen, dass hier Maschinen am Werk sind. Auch im Social Web ist es wie im wahren Leben – eine zweite Chance bekommt man nicht oft und die sollte man auch nicht verspielen.
Was heißt das nun? Ich bin nicht grundsätzlich gegen Automatismen. Einige nutze ich selber, andere habe ich getestet und viele laufen mir tagtäglich über den Weg. Ich empfehle, hier sehr sensibel mit umzugehen und gut abzuwägen, welche ich einsetze, um mir etwas Arbeit abzunehmen und welche ich besser sein lasse. Gerade das automatische Crossposting über mehrere Kanäle halte ich aufgrund der spezifischen Eigenarten jedes Kanals für sehr gefährlich. Das Vorplanen von Tweets via Hootsuite beispielsweise macht jedoch schon Sinn, wenn man beachtet, dass man die möglicherweise enstehende Diskussion auch begleiten kann. Denn nichts ist schlimmer als eine selber ausgerichtete Party, auf der man fehlt.
Ich stimmt Dir absolut zu: je mehr wir unsere Aktivitäten automatisieren, umso uninteressanter und weniger individuell machen wir uns damit. Noch während ich Deinen Beitrag gelesen habe, bin ich kurz in meinen Twitter-Account gehüpft und habe die Verknüpfung mit dem Facebook-Konto gelöscht. Danke für diesen Anstoß! :-)
Sehr gern :-)