Es gibt ja Blogposts, da liest man drüber und die vergisst man auch gleich wieder (wird meinen Lesern mit einigen meiner Beiträge sicherlich auch so gehen :-) ). Dann gibt es Beiträge, die bleiben bei mir kurz haften und provozieren zumindest ein Like oder einen Tweet. Und dann gibt es Beiträge, da kribbelts mich in den Fingern und ich möchte sofort etwas dazu schreiben. Nico Lumma hat es mit seinem Post zu „Die Sache mit den Unternehmensblogs“ in die letzte Kategorie geschafft, was sicherlich auch irgendwo von ihm beabsichtigt war. Denn er stellt er die provokante These auf, dass Unternehmensblogs eine der „größten Irrtümer der Kommunikationsbranche“ der vergangenen 10 Jahre sind und niemanden ein Unternehmensblog interessiert.
Das kann ich so nicht stehen lassen, auch wenn er etwas später im Beitrag das Ganze schon deutlich relativiert: „Fachlich orienterte Unternehmensblogs, die eher ein Fachpublikum oder mögliche Geschäftspartner ansprechen, nehme ich übrigens ausdrücklich aus, mir geht es um Unternehmensblogs mit Verbrauchern als überwiegende Leserschaft.“
Ein Unternehmensblog ist in meinen Augen eine perfekte Chance sowohl für das Unternehmen, sich mitzuteilen, als auch für die Leser, etwas mehr über das Unternehmen und seine Mitarbeiter zu erfahren. Natürlich klappt das nur, wenn nicht nur die Marketing-Abteilung oder die PR-Abteilung schreiben, sondern eben die Mitarbeiter. Denn nur dann funktioniert ein Corporate Blog auch, wie man am Daimler Blog, am SMA Blog, am Communardo Tech-Blog oder auch am Blog der Malerei Heyse sehen kann. Die Leser sind Verbraucher, Kunden, Geschäftspartner, Wettbewerber, Fachpublikum oder einfach nur interessierte Nutzer. Und sie interessieren sich sehr wohl für die Meinung der Mitarbeiter/Redakteure. 40.000 monatliche Leser wie beim Daimler-Blog sind natürlich schon eine Hausnummer, die andere Blogs lange nicht erreichen. Aber darauf kommt es auch nicht in erster Linie an, sondern darauf, was die Nutzer, die auf den Blog kommen, dem Unternehmen bringen. Und hier ist natürlich der Inhalt entscheidend. Marketinginszenierungen oder Unternehmens-blabla liest keiner, das stimmt. Es muss schon ein bisschen mehr sein, damit Leser kommen, bleiben und interagieren.
Nico Lumma meint, dass es im Blog krachen muss, dass Bilder im Kopf entstehen und Emotionen geweckt werden müssen. Klar, wenn man einen emotional aufgeladenen Marke oder entsprechende Produkte hat, dann sollte das der oberste Anspruch sein. Wenn man eher B2B-lastig aufgestellt ist, kommt man mit Emotionen nicht weit und Bilder in den Kopf zu zaubern, wird auch nicht immer gelingen. Hier kommt man mit Expertenwissen, KnowHow und Tipps und Tricks weiter. Ein Unternehmensblog darf niemals Selbstzweck sein, sondern muss sich am Nutzer ausrichten. Da gehe ich absolut mit ihm mit. Aber das trifft auch auf alle anderen Social Media Aktivitäten zu. Strategisches und radaktionelles Arbeiten sind da oberstes Gebot.
Und so wie sich Nico Lumma zum Schluss doch wieder etwas versöhnlich mit Unternehmensblogs zeigt, wenn sie denn authentisch und richtig gemacht sind, bin ich nun auch wieder eins mit seinem Beitrag. Schlechte Beispiele gibt es viele, aber auch genauso viel gute.
Also noch einmal zusammengefasst – was macht einen guten Unternehmensblog aus:
- Er ist in die Social Media Strategie eingebunden und steht nicht allein auf weiter Flur
- Die Mitarbeiter fungieren als Autoren und dürfen sich selbst ausdrücken
- Die Beiträge sind authentisch geben die persönliche Meinung des Autors wieder
- In den Beiträgen wird eine Geschichte erzählt
- Es wird kein kalter Kaffee in den Storys wieder aufgewärmt
Gibst in euren Augen noch mehr, was beim Bloggen in Corporate Blogs beachtet werden muss?
Ich habe eben gerade einen längeren Artikel vorbereitet, den Inhalt dann aber gleich wieder gelöscht. Warum? Ich finde den Artikel absolut falsch und die Art und Weise, wie Lumma wieder von sich reden macht, geht mir schon seit einiger Zeit gegen den Zeiger. Nico Lumma ist weder ein Social Media Guru noch ist er derjenige, der die Zukunft bestimmt – wohin es geht und was los ist. Alleine schon ein Satz zeigt die Widersprüchlichkeit in seinen Aussagen:
„Niemanden interessiert ein Unternehmensblog. Von einigen Ausnahmen mal abgesehen.“
Genau Nico. Und wenn man dann mal jedes einzelne Wort „Unternehmensblog“ durch „Blog“ ersetzt, kommt auch wieder was Schlaues bei raus. Für mich seichtes Gewäsch.
Aber das ist doch eine Steilvorlage, Alper, Gewäsch hin oder her :-)
Meine Erfahrungen aus der Praxis eines Unternehmers (Sprachreisenveranstalter):
Er ist in die Social Media Strategie eingebunden und steht nicht allein auf weiter Flur
„Halte ich als Unternehmerin für das Herz jeder Corporate-Blog-Strategie*
Die Mitarbeiter fungieren als Autoren und dürfen sich selbst ausdrücken
„Liest sich gut, halte ich aber für realitätsfremd“
Die Beiträge sind authentisch geben die persönliche Meinung des Autors wieder
„Halte ich nicht für zwigend notwendig – gute sachliche Beiträge haben den selben Stellenwert, TUI lässt einen Vorstand persönlich schreiben, der Blog hat dennoch wenig Zulauf“
In den Beiträgen wird eine Geschichte erzählt
„Bei uns (bin Sprachreisenveranstalter) werden einfache Reiseangebote mit Preisen in Massen gelesen – wie in einem Schaufenster eines Reisebüros. Man muss keine Geschichten erzählen, um Leser zu haben.“
Es wird kein kalter Kaffee in den Storys wieder aufgewärmt
„Allgemeine Praxis in allen Blogs – Ratgeberjournalismus ist Mode und die Wiederholung von Themen (5 Tipps…, Warum Facebook..) erfolgreich.“
Danke Elke für Deinen Kommentar. Da sieht man wieder, dass man nicht alles pauschalisieren darf – vor allem nicht in Social Media :-)
Was die Ausdruckskraft der Mitarbeiter angeht – bei uns (Communardo) funktioniert das aber genau nach dem Prinzip. Die persönliche Meinung des Autors bezog sich etwas mehr darauf, dass ein Redakteur niemals die Unternehmensmeinung widerspiegelt, sondern in der ich-Form schreibt.
Kalter Kaffee ist allgemeine Praxis? Das wäre ja schlimm und ich kenne viele Beispiele, wo das nicht so ist. Aber ich habe auch nur Blogs in meinem Feedreader, in denen ich etwas Neue erfahre. Alle anderen fliegen wieder raus.
Guter Beitrag, Danke! Unternehmensblogs bedienen in der Medienlandschaft immer noch eine Nische. Und wer behauptet, dass das anders ist, verdient sein Geld in der Regel mit Social Media Beratung. Den großen Teil der Öffentlichkeit erreicht ein Unternehmen mit klassischer Öffentlichkeitsarbeit, sei es über die Website, Pressemitteilungen, Messen oder Produktvorstellungen. Bedeutet: die großen Hammerthemen gehen über die klassische Maschinerie noch ganz gut, aber die kleinen Themen, die vielleicht nicht so sexy sind, die aber die Vielfalt eines Unternehmens zeigen, für die eignet sich ein „Tagebuch“
Ein Blog sollte nämlich nicht als technologische Plattform verstanden werden, auf der Gewinnspiele für die Kommentarfrequenz und umgeschriebene Pressemitteilungen für den strategischen Inhalt sorgen. NEIN, ein Blog ist eben „Tagebuch“, im Idealfall von Mitarbeitern verfasst, die so sind, wie sie sind und so schreiben, wie sie es können. Denn nämlich genau dann ist es auch authentisch und somit glaubwürdig.
Ob es langweilig oder interessant ist, entscheidet der Leser – nicht der Social Media Experte. Punkt!
dem gibts nichts hinzuzufügen, Uwe. Danke für den Kommentar!
„Ob es langweilig oder interessant ist, entscheidet der Leser – nicht der Social Media Experte. Punkt!“ Boah, mein Chef :)
Das gilt übrigens auch für andere Plattformen. Selbst wenn es viele nicht gerne hören: ob eine Aktion oder gar Plattform zielführend ist, entscheidet der Rezipient/Kunde/Stakeholder/etc… nicht der Berater, der es dir immer wieder schmackhaft machen will.
hihi, er hat social media experte gesagt
das böse Wort :-)
Der Niko weiß natürlich, wie er auf die Sahne hauen muss, um Beachtung zu finden. Im Grunde sagt er ja gar nichts gegen Unternehmensblogs – das ist nur seine schreiende Überschrift mit durchsichtiger Absicht. Er sagt etwas gegen die falschen Inhalte dort.
Letztlich kann er auch gar nichts gegen Blogs sagen – es ist ein Medium wie andere auch, das eben gut konzeptioniert und geführt sein muss. Andernfalls wäre das so, als würde er auch den Hammer als größten Irrtum der Menschheit bezeichnen, nur weil der schon zig Menschen auf den Finger gekloppt hat statt auf den Nagel.
Hallo Jan,
wie wichtig ein gut geführtes Blog sein kann, zeigen wir mit unserem Beispiel immer wieder auf. Es lebt natürlich sehr von der Authentizität des Autors und von den wunderbaren Ereignissen, die im Unternehmen geschehen. Das packt, reißt mit und sorgt für ein hervorragendes Image. Ich kann es mir nicht mehr leisten, keinen Blog zu pflegen.
https://blog.maler-heyse.de/2014/01/20/jahresbericht-rueckblick-2013-unser-blog-entwickelt-sich-praechtig/
Vielen Dank an dieser Stelle auch für die Erwähnung :-)
Sonnige Grüße aus dem verschneiten Hannover sendet,
Der Kapitän,
Matthias Schultze
Hallo Matthias, ihr seid auch nach wie vor ein leuchtendes Beispiel für einen sehr gut funktionierenden Corporate Blog im Mittelstand – neben all den anderen Social Media Aktivitäten von Euch :-)
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