Ich bin kein Fußballfan. Grundlegend lässt es mich kalt, was in deutschen Stadien passiert und was sich da an manchen Tagen so abspielt. Aber der Fall des Babelsberger SV um den Vereinsvorsitzenden Archibald Horlitz bewegt mittlerweile eine ganze Nation, also auch mich. Daher muss ich jetzt einfach meine 5ct dazu abgeben. Denn, mal abgesehen von den politischen und gesellschaftlichen Dimensionen, zeigt sich hier die Macht der sozialen Medien auf beeindruckende Art und Weise.
Was war passiert?
Am 28. April 2017 gab es ein klassisches und hochemotionales Regionalliga-Derby zwischen Babelsberg 03 und Energie Cottbus in der Regionalliga Nord-Ost. Beide Clubs können gegensätzlicher nicht sein, vor allem, was ihr Fangruppen angeht. Während sich die Babelsberger schon seit Jahren gegen Rechts stark machen, hat Cottbus mit einer zunehmenden rechten Ausrichtung ihrer sogenannten Fans zu kämpfen.
So kam es wie es kommen musste, die Stimmung während des Spiels eskalierte. Die Cottbusser Fans zeigten den Hitlergruß, brüllten antisemitische Parolen und sorgten immer wieder für Spielunterbrechungen. Die Babelsberger reagierten mit „Nazis raus“ rufen. Soweit, so eigentlich schon fast Alltag im Fußball. Das Zünden von Pyro in beiden Lagern sorgte dann für eine Verhandlung vor dem NOFV – dem Nordostdeutschen Fußballverband e.V. – bei dem beide Clubs mit Geldstrafen und der Androhung von Geisterspielen bestraft wurden.
Der Skandal
In der Urteilsbegründung wurden die offensichtlichen rechten und antisemitischen Aktionen der Cottbusser Gruppen – ich mag sie nicht mal mehr als Fans bezeichnen – in keinster Weise erwähnt oder gar verfolgt. Ein „Nazischweine raus“-Ruf aus dem Fanblock der Babelsberger wurde jedoch zum Anlass für die Strafe genommen, nebst der logischen Ahndung des Abbrennens von Pyrotechnik. Diese Ignoranz von Antisemitismus seitens des NOFV, die quasi sogar einer Toleranz rechtsradikaler Intentionen gleichkommt, ist für mich ein Skandal.
In den vergangenen Monaten hat sich durch diesen Vorfall, der auf erschreckende Weise die Ignoranz und möglicherweise aus Toleranz von rechtsradikalen Aktivitäten in Stadien durch Fußballgremien aufzeigt, ein massives Medienecho entwickelt.
Getrieben durch die aktive Kommunikation auf Facebook >> Seite des SV Babelsberg 03 << haben mittlerweile fast alle großen und kleinen Medien über den Fall berichtet und tun es immer noch. Das zeigt eindrucksvoll, wie wirkungsvoll soziale Medien sein können.
Hier gibt es viel bis ins Detail zu lesen:
Warum ich darüber schreibe?
Gewalt und Ausschreitungen in Stadien sind leider nichts Neues. Immer wieder geschehen Dinge, die mir, vor allem auch als Vater, die Haare zu Berge stehen lassen. Ich würde tatsächlich sehr gern mal mit meinem Sohn zu einem Fußballspiel gehen. Aber unterschwellig habe ich die Sorge, dass genau dann so etwas im Stadion passiert und eine Situation entsteht, die ich meinem Sohn nicht erklären kann.
Außerdem bin ich zutiefst beunruhigt, was hier gerade in unserem Land passiert. In Sachsen, wie auch in allen anderen Bundesländern bis hin in politische Ebenen. Dass ein Mensch, der offensichtlich und nachweisbar Hetze betreibt, jetzt Ausschussvorsitzender des Rechtsausschusses im Bundestag ist und zudem noch Jurist, ist für mich der blanke Hohn.
Ich möchte mir nicht anmaßen, in aller Ausführlichkeit über alle Dinge zu urteilen, aber ich empfinde die Entwicklungen auf politischer und gesellschaftlicher Ebene zutiefst beunruhigend. Daher kann ich nur an alle appellieren, ihre Stimme im Netz zu nutzen und zu teilen und sich an Diskussionen zu beteiligen. Angefangen beim Fall des Babelsberger SV bis hin zu den moralischen und ethischen Verkommenheiten, die tagtäglich hier in unserem schönen Land passieren.
Zum Nachdenken und zum Schluss noch ein Gedicht nach Motto #Herzauf #Hirnan
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Übrigens, wer den Verein SV Babelsberg 03 unterstützen möchte, der kann das nicht nur medial, sondern auch finanziell tun: Aktion „Nazis raus aus den Stadien“
UPDATE: Dem drohenden Ausschluss aus der Regionalliga Nord-Ost durch den NOFV wollen Babelsberger entschieden entgegentreten, notfalls mit einer Klage vor einem ordentlichen Gericht.
CHAPEAU und Durchhalten, kann ich da nur sagen!!
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