Manchmal stelle ich mir die Frage, warum ich eigentlich diese Seite hier betreibe. Beruflich bin ich darauf nicht angewiesen, auch wenn sie mir gewissermaßen zu meiner jetzigen Position mit verholfen hat. Bloggen erfordert Zeit für Recherchen und auch für das Auseinandersetzen mit einem Thema. Und ein Beitrag schreibt sich auch nicht von alleine. Dann muss man auch sein Netzwerk pflegen, wenn man wahrgenommen werden will. Und all das neben Familie, einer Social Media Kolumne und der ehrenamtlichen Tätigkeit als Kassenwart eines Vereins. Eigentlich bleibt für die Seite hier gar keine Zeit. Eigentlich ….
Am 2. April 2013 begann alles mit einem Post zum Thema Employer Branding und HR und seither ist die Liste der von mir geschriebenen Beiträge auf 106 gewachsen. Es gibt Wochen, da schreibe ich mehr, in anderen wieder weniger. Es gibt Themen, die interessieren mich brennend und dazu muss ich was schreiben. Aber es gibt keine Strategie oder dergleichen, sondern die Ideen für Beiträge kommen immer aus dem Bauch heraus so wie dieser hier. Dabei stelle ich mir oft auch nicht die Frage, was meine Leser interessiert, sondern mir geht es vielmehr darum, mich auszudrücken und mitzuteilen. Dass ich mich dabei eher im Themenspektrum des Social Media tummele, hat quasi historische Gründe. Und genau dieses Mitteilen macht für mich den Reiz am Bloggen aus.
Ich blogge also bin ich
Wir werden in diesen Zeiten mit Informationen und Hiobsbotschaften überschüttet. TTIP, Datenschutz, LSR, Vorratsdatenspeicherung, Kriege um nur ein paar der gesellschaftlichen Lowlights zu nennen. Aber auch im Social Web bleibt die Zeit nicht stehen. Neue Taktiken und Strategien, Content Marketing, Google Updates, neue Messenger und Streaming Apps, neue Plattformen – all das beeinflusst unser Sein und unsere Art der Kommunikation. Der Blog ist für mich die Möglichkeit, zu einigen Themen Stellung zu beziehen, meine Meinung zu äußern, mich mitzuteilen, auch wenn es vielleicht niemand hören will. Dabei kann man auch mal anecken oder sich verrennen. Ich habe nicht wenige Beiträge vor der Veröffentlichung wieder in den Papierkorb geschoben, weil ich sie doch nicht gut fand. Auch gibt es einige Beiträge, die zu kontroversen Diskussionen geführt haben. Andere wiederum scheinen eine fast unbegrenzte Halbwertszeit zu besitzen.
Man muss glaube ich schon ein gewisses Maß an Extrovertiertheit besitzen, um sich im Netz einigermaßen angreifbar zu machen, denn mit einem Blog, aber auch mit einem Twitter-Account oder einer Facebook Page ist man dem Wohl und Wehe der Netzgemeinde ein Stück weit ausgeliefert. Aber dafür hinterlässt man auch Spuren und hilft vielleicht dem ein oder anderen, sich von einer Sache eine bessere Meinung zu bilden.
Das Schreiben und der Schreibstil
Wie man an meinen Beiträgen merkt, bin ich nicht immer der sachlichste Schreiberling, sondern überspitze gern einmal etwas. Manchmal wird auch boulevardesk oder einfach nur ehrlich. Aber ich finde es unglaublich beruhigend, ja sogar ein wenig meditativ, wenn ich mich 1-2 Stunden mit einem Beitrag beschäftige. Dabei ist es weniger das Schreiben, sondern mehr die Formulierung der Gedanken im Kopf. Ein Artikel entsteht bei mir während ich ihn schreibe. Ich habe ganz selten schon einige fertige Idee, die ich nur zu Papier bringen muss. Dabei sind es meist nicht die ultralangen und ausgefeilten Textwüsten, die ich produziere, sondern eher „Easy Listening“, wie man im Radio sagen würde. Im Laufe der Zeit habe ich mir auch einen Stil angewöhnt, mit dem ich sehr gut identifizieren kann.
Ich halte das Bloggen für unglaublich spannend in Bezug auf die eigene Persönlichkeit. Mir hilft es auch im beruflichen Alltag, da ich dort auch jede Menge schreiben muss, auch wenn es eher marketingfokussierter Content ist. Aber das private Schreiben schärft den Verstand und lockert den Geist, um es mal etwas pathetisch zu sagen.
Auf die Größe kommt es nicht an
Geile Zwischenüberschrift, die wollte ich schon immer mal bringen :-) Aber die hat jetzt ausnahmsweise mal nix mit dem zu tun, woran ihr jetzt vielleicht denkt, sondern sie bezieht sich auf die Gewichtung meiner Seite im Web. Sicherlich habe ich mit knapp 1.000 Besuchern im Monat keine große Seite und es gibt eine Vielzahl an Blogs, die ich lese, die ich um ein Vielfaches wertvoller halte. Aber darauf kommt es mir nicht an. Mein Blog ist für mich tatsächlich wie eine Art Tagebuch. Ich kann hier nachschlagen, wenn ich meine, mich zu einem Thema schon einmal geäußert zu haben. Und so wie die Schlaghosen aus den 60ern wiederkommen, kommen auch diverse andere Themen aus dem Social Web immer wieder hoch. Mein Blog ist mein Gedächtnis und hin und wieder auch dafür gedacht, eine Meinung von vor 2 Jahren zu revidieren oder zu bestätigen.
Natürlich ist die Seite im Laufe der Jahre gewachsen. Aber das liegt auch daran, dass ich mich mit WordPress immer intensiver auseinandersetze. Durch das Bloggen habe ich auch einiges über CMS und Datenbanken gelernt und kann mit WordPress jetzt zumindest einigermaßen effektiv umgehen. Das hilft mir im Übrigen ungemein für meinen Job.
Es gibt kein Richtig und kein Falsch
Eine eigene Meinung ist nicht mehr und nicht weniger als die eigene Meinung. Die muss nicht jedem gefallen und die muss auch nicht immer richtig sein. Aber dafür ist sie meine eigene Meinung und die kann mir niemand streitig machen. Insofern bin ich dankbar für die Chance, sie hier ungefiltert loswerden zu können. Und wenn sie zu Diskussionen anregt wie beim Beitrag über die neuen Datenschutzbedingungen bei Facebook, dann freut mich das umso mehr.
Ich sehe mich auch ein Stück weit in der Rolle des Aufklärers bzw. als Fingerpointer, wenn es Dinge, gibt die meiner Meinung nach falsch laufen bzw. transparent gemacht werden sollten. So hoffe ich auch, mit meinen Beiträgen zu Phishing Mails, Datensicherheit oder Privatsphäre etwas Aufklärung zu betreiben.
Wie auch immer – dieser Beitrag hat jetzt sicherlich nicht den ultimativen Mehrwert für euch, aber er hat eine Pointe bzw. eher ein Fazit:
Ich kann nur jedem empfehlen, diesen Bloggen einmal auszuprobieren, sich heranzuwagen und etwas Zeit dafür zu opfern. Auch wenn es sich wieder bei mir nicht monetär bemerkbar macht oder wenn man dafür hin und wieder mal Kritik einstecken muss, summa sumarum kann ich sagen, dass es mir jede Minute wert war und ist und dass ich schon ein wenig stolz auf das bin, was ich bisher so im Netz hinterlassen habe.
Pingback: Re: Warum ich blogge und was den Reiz am Schreiben für mich ausmacht | Der Schreibende
Hallo Jan, danke für Deine Ansichten. Ich habe den Artikel zum Anlass für ein paar eigene Gedanken genommen. Obwohl… eigentlich sehe ich es eigentlich so Du auch :-)