Offline Shoppen – wir kaufen lokal. Eine regionale Initiative mit Potential?

Offline shoppen, wir kaufen lokalOffline Shoppen – wir kaufen lokal. Dieser Aufmacher sprang mich beim regionalen Wochenkurier regelrecht an. Im Artikel prangert der Autor die rückläufigen Besucherzahlen lokaler Geschäfte an und das unter dem online Handel die Attraktivität und schlussendlich die Lebensqualität für alle leidet. Nur glaube ich nicht, dass es damit getan ist, in den nächsten Wochen Einkaufsmöglichkeiten in der Region vorzustellen und das boomende Online Geschäft mit den günstigeren Preisen und der riesigen Auswahl abzutun. Das ist irgendwie zu kurz gedacht und etwas eindimensional. Denn wo liegt denn der Hase wirklich im Pfeffer begraben? Warum kaufen denn zunehmend mehr Leute online ein? Weil es billiger ist? Ja, auch. Aber ich für meinen Teil kaufe online ein, weil:

  • …ich alles und schnell im Netz finde
  • …ich keinen Parkplatz suchen und Parkgebühren zahlen muss
  • …ich mir online Bewertungen und das Produkt auch in Videos anschauen kann
  • …ich ganz bequem mit meiner Kreditkarte oder PayPal bezahlen kann

All das kann mir der stationäre Handel nicht oder nicht in jedem Fall bieten. Aber genau das bedeutet für mich Einkaufserlebnis und nicht, wie im Artikel beschrieben, ein gelungener Einkauf nach einem Tag.

„Unsere Kunden schätzen jedenfalls die Nähe vor Ort und das sich daraus ergebene Vertrauensverhältnis, das teilweise seit vielen Jahren besteht. Man kennt sich und man hilft sich.“, wird Michael Fischer, der Vorsitzende der City Initiative Kamenz zitiert. Ja das stimmt wohl und deshalb finde ich die Initiative auch lobenswert. Aber sie krankt meiner Meinung nach an den falschen Voraussetzungen. Ich glaube nicht, dass sich Menschen mit ökologischen Phrasen oder dem Hinweis auf die fehlenden Steuereinnahmen durch ausländische Handelsplattformen wieder stärker dem Geschäft um die Ecke zuwenden. Sondern ich glaube, die regionalen Geschäfte müssen sich nicht nur in Preis und Leistungen, sondern vor allem in der Präsentation mehr dem Online Handel annähern. Das heißt nicht, dass nun alle einen Online Shop aufmachen sollen. Ein einfaches Beispiel.

Ich habe zuletzt eine etwas größere Bodenvase in Terrakotta-Optik gekauft, natürlich im Netz. Aber ich habe sie nicht deshalb online bestellt, weil sie dort günstiger war. Nein, ich habe sogar lokal, aber online, gesucht. Nur leider fand ich kein Geschäft in der Nähe, was meine Wunschbodenvase oder überhaupt Bodenvasen angeboten hätte. Dabei gibt es die bestimmt. Nur habe ich nicht die Zeit und auch die Lust, ziellos durch die Gegend zu fahren, um dann nach einem Tag gefrustet ohne Ergebnis nach Hause zu kommen.

Was wäre denn gewesen, wenn mir über die regionale Suche ein Geschäft in der Region angezeigt worden wäre, was Bodenvasen anbietet? Was wäre gewesen, wenn ich mir vorab schon ein Bild von den Bodenvasen hätte machen können, die es da gibt und wenn mir eine gefallen hätte? Dann hätte ich mich schnurstracks ins Auto gesetzt und wäre hingefahren und hätte sie gekauft. Wären dann noch die Zahlungsmodalitäten aufgeführt gewesen, hätte ich gewusst, ob ich mit Karte oder bar zahlen muss. Frei nach Stromberg „Hätte hätte Fahrradkette“. Es war aber eben nicht so, wie ich mir das gewünscht habe, also ist es wieder ein Online Kauf geworden.

Genau diese Art der Präsentation können Einzelhändler und regionale Geschäfte aber auch leisten. Ich bin sogar der Meinung, dass sie es leisten müssen, um weiter existieren zu können, denn die nachwachsende Generation, die Familien von heute und morgen, sind nun einmal im Netz zu Hause und nutzen die dort angebotenen Möglichkeiten.

Wenn man dann die Innenstädte und Ladenstrassen noch mit familientauglichen Angeboten auflädt, wie Spielmöglichkeiten für die Kinder, Imbissbuden für den schmalen Taler oder kostenfreien Parkplätzen in ausreichender Anzahl, dann kann es schon was werden mit der Initiative „Offline shoppen – wir kaufen lokal“. Aber nur ein paar Geschäfte vorzustellen, wird nicht reichen. Hier muss infrastrukturell und auch präsentationstechnisch einfach mehr getan werden. Und wenn es der Händler, der seit 30 Jahren am Platz ist und mit Online nicht viel anfangen kann, alleine nicht schafft, dann unterstützt ihn. SEO und Marketingagenturen bzw. Freelancer gibt es genug in dem Bereich und mit etwas Geschick kann man sich dann auch gegen die großen Online Plattformen stemmen.

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6 Kommentare

  1. Mein Hauptgrund, warum ich meistens online kaufe ist folgender:
    Wenn ich auf Arbeit fahre haben die lokalen Geschäfte in meiner Nähe noch nicht offen, und wenn ich Abends wieder komme aben sie dann schon lange wieder geschlossen. Und am Samstag, der Tag an dem ich mal ausschlafen möchte schließen diese lokalen Geschäfte bereits 11:00 oder 12:00 Uhr.

    Dazu kommt dann, wie du auch schreibst oft nicht das da haben was ich will. Einige versuchen einen dann irgendwas aufzuschwatzen. Was mich auch stört ist, dass die Verkäufer oft keinen Plan von dem haben, was sie da eigentlich verkaufen. Ich gebe zu, die letzen hier beschriebenen Erfahrungen habe ich bei den großen Ketten in der Dresdner Innenatadt gemacht. :-)

      • Das ist richtig. Was wäre, wenn ich im Internet erfahren würde, dass das Produkt auch in einem Geschäft in der Region angeboten wird.
        Der springende Punkt ist doch, das Millionen Menschen sich täglich online informieren und vor allem nach Angeboten in der Nähe. Lokale Geschäfte wissen das zwar, aber warum wird nichts unternommen? Liegt es am Alter? An der Scheu sich mit neuen Medien zu befassen? An der Hoffnung, das ging 30 Jahre ohne Netz und es kommen bestimmt wieder bessere Zeiten?
        Es hat aber auch Vorteile. Meines Erachtens ist das die natürliche Auslese die von der Natur so vorgesehen ist und Platz für Innovation schafft. Diejenigen die sich nicht anpassen können/möchten sterben nun mal aus. Sie können das nicht dem Internet oder dem Onlinehandel in die Schuhe schieben. Die Zeiten haben sich nun mal geändert. Heutzutage heißt Kundenorientiert agieren – dem Kunden die Kaufentscheidung so einfach wie möglich machen. Die Konkurrenz ist groß. Wer seine Produkte zeigt, kann auch erwarten, das Käufer diese entdecken und kennenlernen. Ich bin da ganz bei Ihnen Herr Pötzscher.
        Übrigens: Die großen Ketten wie H&M hört man nicht jammern. Da wird alles richtig gemacht – Zeitgemäs eben. Ich kann diese Geschäfte auf meinem Smartphone oder PC bequem besuchen und mir ansehen, was angeboten wird. So muss das sein
        Möglichkeiten gibt es jedenfalls genug um Kunden im Netz anzusprechen. Ich kann einen eigenen Onlineshop eröffnen oder nutze eine Plattform die es mir ermöglicht lokale Geschäfte zu besuchen und wo ich meine Produkte einstellen kann.
        In diesem Sinne..

  2. Pingback: Einzelhandel vs. Online Handel - Krieg oder Frieden?

  3. Hallo Jan,
    kennst du die App Findeling? Die wäre genau was für dich! Sie schließt nämlich die Lücke zwischen „online informieren- offline kaufen“. Unter dem Motto „Kleine Läden an die Macht“ machen sie kleine, inhabergeführte, Läden online sichtbar. Denn was passiert, wenn du „Bodenvase“ eingibst? Es tauchen bei Google natürlich nur die großen Player auf. Der kleine Laden um die Ecke ist erst auf Seite 200 zu finden… Schau doch mal auf http://www.findeling.de! Die beiden jungen Gründer, Katharina und Florian, freuen sich bestimmt über deine Aufmerksamkeit. :-)

    Liebe Grüße,
    Janina

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