…so titelt zumindest VICE in einem Beitrag vergangene Woche. Als ehemaliger Social Media Manager und als einer, der sich mit dieser Berufsgilde noch recht stark verbunden fühlt, kann ich das so nicht stehen lassen. Mal ganz abgesehen davon, dass der Autor offensichtlich nicht den blassesten Schimmer von Social Media Management hat, geschweige denn von den Leuten, die es berufsmäßig umsetzen, auch die Überschrift ist offenbar nur dafür gedacht, zu provozieren um Leser zu generieren. Eigentlich sollte man diesem stumpfsinnigen Text nicht noch mehr Aufmerksamkeit widmen, aber eben nur eigentlich. In einigen Kommentaren wird deutlich, dass es noch mehr Leser gibt, die eben nicht so denken wie der Verfasser dieses Unsinns. Ich will da ruhig noch mal etwas mehr ausholen.
Fangen wir mal beim Berufsbild allgemein an. Ein Social Media Manager kann dazu ausgebildet sein, muss er aber nicht. Man findet auch immer wieder Social Media Manager, die quasi dazu berufen worden, weil sie ein Facebookprofil besitzen. Das ist nicht unbedingt die Idealsituation, aber nicht zu ändern. Viele haben sich jahrelang in diesen Beruf hineingearbeitet (learning by doing) und manch einer hat extra dafür noch einmal die Schulbank gedrückt. Schon alleine das zeigt, dass man bei weitem nicht alle über einen Kamm scheren kann. Was alle mehr oder minder gemein haben, ist ihre Liebe, ihr gesundes Verhältnis zum Social Web und ihre Begeisterung für die neuen Medien.
Nun habe ich die Erfahrung gemacht, dass man als Social Media Manager permanent zwischen den Stühlen, respektive den Nutzern und den Vorgesetzten, sitzt und auf der einen Seite durch Ziele und interne Vorgaben mehr oder weniger geknebelt wird, während man auf der anderen Seite den anspruchsvollen Nutzer hat, denn man erreichen will. Oftmals passen diese Seiten einfach nicht zusammen. Da gibt es interne Restriktionen, was die kommunikativen Inhalte angeht. Da gibt es eine PR,- UK,- Compliance-Abteilung, die immer mitreden möchte. Da gibt es massive Zielvorgaben in Bezug auf die Fanzahl, das Wachstum und die Likes. Und da gibt es ein überdimensionales „Nichts“ an Inhalten, über die man schreiben darf. Andererseits würde der geneigte Nutzer schon gern mal etwas Internes erfahren und nicht nur die neuesten Marketing-Gags zu den eigenen Produkten um die Ohren gehauen bekommen.
Viele Social Media Manager würden ja gern hochwertiger, niveauvoller und gehaltvoller kommunizieren – sie dürfen meist schlichtweg einfach nicht.
Der Autor bei VICE unterstellt ja auch einfach mal so blindlings, dass die Social Media Manager allesamt glauben, dass „… dass ihre Kunden die Gehirnkapazität einer Ofenkartoffel besitzen.“. Das ist ja nun der größte Unfug, denn ich je gelesen habe. Es ist zwar schon so, dass die Nutzer auf Facebook zusehends auf „Easy Listening“ reagieren und diese Posts auch bevorzugt liken und teilen. Der Social Media Manager ist dabei aber lediglich derjenige, der auf genau diese Schwingungen reagiert und den Content entsprechend anpasst. Weil ohne Interaktionen keine Sichtbarkeit und ob man das gut findet oder nicht, man muss sich schon ein Stück weit dem Publikum anpassen, ohne seine eigene Linie zu sehr zu vernachlässigen.
Natürlich gibt es Facebook-Posts von Unternehmens-Accounts, bei denen auch ich mir die Augen reibe und nicht weiß, ob ich weinen oder lachen soll. Aber solche Fails gibt es auch bei Blogposts. Und der vom VICE-Blog gehört eindeutig in diese Kategorie. Wobei man beim Niveau der Seite eigentlich nichts anderes erwarten durfte.
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