Heute schon gezeichnet? Der Twitter IPO quick and dirty

Twitter geht heute an die Börse. Der Ausgabepreis je Aktie liegt bei 26 USD. Da die Preisspanne zuletzt auf 23 bis 25 USD angehoben wurde, ist eine massive Überzeichnung, respektive Nachfrage, im Markt zu erkennen. Der Börsengang spült immerhin fast 2 Mrd. USD in die Kassen und verschafft Twitter eine Bewertung von ca. 16 Mrd. USD. Zum Vergleich, Facebook ist heute 120 Mrd. USD schwer. Im Moment macht Twitter einen Jahresumsatz von ca. 422 Mio. USD bei einem Verlust von 134 Mio. USD. Soviel zu den Zahlen. Ach ja, die Nutzerzahlen sind auch noch nicht ganz uninteressant, weil bei Twitter recht schwer zu bekommen. Man spricht von ca. 230 Mio. aktiven Nutzern.

Im Gegensatz zum Facebook IPO, der ja mal so richtig floppte und die Aktie sich erst nach mehr als einem halben Jahr erholt hat, wird Twitter am ersten Tag deutlich zulegen. Das ist bei überzeichneten IPOs meist der Fall, da viele Anleger, die bei der Zeichnung nicht zum Zuge kamen, sofort versuchen, die Aktie an der Börse zu kaufen. Beim Kauf einer Aktie spekuliert man auf die zukünftige Entwicklung des Unternehmens und der Kursverlauf spiegelt diese Erwartungshaltung wider. Offensichtlich glauben also viele Privatpersonen und institutionellen Investoren an Twitter und an das Potential in diesem Microblogging-Dienst.

Ich kann diese Euphorie nicht ganz nachvollziehen, denn wie bei Facebook beschränken sich die Umsatztreiber bei Twitter auch auf die Vermarktung durch Werbeanzeigen. Bislang war Twitter erfreulich, na ich will mal sagen, werbearm. Das wird sich nach dem Börsengang definitiv ändern, so wie es sich auch bei Facebook geändert hat.

In meiner vor einigen Wochen abgegebenen „Liebeserklärung“ an Twitter habe ich meine Hoffnung zum Ausdruck gebracht, dass sich an der Leichtigkeit und der Coolness von Twitter auch nach dem Börsengang nichts ändern. Ich hoffe es auch weiterhin, nur glauben kann ich daran immer weniger. Ich habe vielmehr den Eindruck, dass Börsengänge den Charme eines Unternehmens vergiften. Sie bringen zwar neues Geld, aber auch neue Verpflichtungen und jede Menge Ansprüche dividendenhungriger Investoren. Das tut einer Marke nicht immer gut, vor allem, wenn sie in einem so sensiblen Umfeld wie dem Social Web agiert. 

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Ein Kommentar

  1. Pingback: Twitter - aus dem schönen Entlein wird ein hässlicher Schwan

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