Ich habe gestern über die Communardo Academy ein Webinar zum Thema Gamification im Social Business Kontext gehalten. Mich fasziniert dieses Thema schon seit längerem, deshalb halte ich es nur für angemessen, hier auch einmal drüber zu bloggen.
Was bedeutet denn Gamification
Der Begriff ist wahrlich nicht neu und das Spielen begegnet uns in unglaublich vielen Lebenslagen. Wo wir gehen und stehen, was wir auch tun, wir werden überall spielerisch angeregt, etwas zu tun, woran wir vielleicht vorher gar nicht gedacht haben oder (Achtung!) was wir vorher vielleicht gar nicht wollten. Sei es nun das Einkaufen mit der Payback-Karte, das Hinterlassen von persönlichen Kontaktdaten oder auch das Tracking durch fremde Dienste, um diese nutzen zu können.
„Gamification ist die Übertragung von spieltypischen Elementen und Vorgängen in spielfremde Zusammenhänge mit dem Ziel der Verhaltensänderung und Motivationssteigerung bei Anwenderinnen und Anwendern.“ (Gabler)
Und genau darum geht es. Unternehmen nutzen den Spieltrieb im Menschen, um ihn zu motivieren und um eine Verhaltensänderung herbeizuführen. Das klingt im ersten Moment jetzt etwas suspekt und ist auch mit einigen Gefahren verbunden. Richtig eingesetzt und durchgeführt ist Gamification aber hervorragend geeignet, um Ängste und Vorurteile abzubauen, Menschen zu begeistern und deren intrinsische Motivation zu stärken.
Wo findet man Gamification
Überall. In Foren und Communities durch Sammeln von Punkten und Aufsteigen im Rang. Beim Sport durch das Joggen mit Lauf- und Fitness-Apps und das Teilen der Erfolge mit der Community. Beim Recruiting über Caching-Games und Experten-Communites. Beim Umweltschutz über Basketball-Müllkörbe und natürlich auch im Unternehmen durch Apps und sogar Lego-Spielsätze.
Es geht dabei immer um:
- Belohnung
- von Aktivitäten
- Motivation
- durch Schaffung von Anreizen
- Spiel
- und Spaß
- Wettbewerb
- mit anderen Mitarbeitern
Psychologischer Hintergrund
Maslow hat mit seiner Bedürfnispyramide den Grundstein für die psychologische Forschung von menschlichen Bedürfnissen gelegt, die dann durch Alderfer auf die Arbeitswelt übertragen wurde.
Soziale Bedürfnisse des Menschen spielen bei der Spielifizierung eine wesentliche Rolle, denn das Spielen steckt in uns allen. Anerkennung, Prestige, Zugehörigkeit und auch Selbstverwirklichung sind starke Treiber für uns Menschen. Mit Hilfe von Gamification werden diese Bedürfnisse noch besser angesprochen und im Idealfall auch befriedigt. Indem wir spielend etwas erlernen, uns mit anderen messen, uns in Entscheidungen einbringen oder auch für Aktivitäten ent- oder belohnt werden, fühlen wir uns besser und wertgeschätzter. Zudem ist das Spiel etwas, was uns viel eher in den Flow-Zustand versetzt. Flow im Sinne von …. das läuft wie geschnitten Brot, ohne dass ich großartig darüber nachdenken muss.
Ist Gamification böse?
Erst einmal nicht per se. Aber es ist wie überall, auf die Details kommt es an oder wie bei Medikamenten auf die Dosis. Es geht hierbei schon auch um das „Überwachen“ von Aktivitäten von Menschen. Und je nachdem, was man überwacht und was man mit den Daten anstellt, kann es durchaus problematisch beim Datenschutz und der Privatsphäre werden. Für den Sender heißt es also ganz genau zu überlegen, was er mit den gewonnen Daten macht und für den Empfänger gilt es gut zu beurteilen, für was er sich dort hergibt. Für Unternehmen bedeutet der Gamification-Ansatz in jedem Fall die sofortige Einbeziehung des Betriebsrates und des Datenschutzbeauftragten, denn diese Personen sorgen von Hause aus dafür, dass kein Missbrauch betrieben wird.
Gamification ist also durchaus manipulativ, was aber bei sensibler Vorgehensweise nicht unbedingt schlecht sein muss. Schließlich sind Vorurteile und Ängste oft implizit, haben also keinen realen Hintergund und können so besser entschärft werden, um dem Menschen/Mitarbeiter neuer Perspektiven und Potentiale zu eröffnen.
Wer sich das Webinar dazu anschauen möchte, kann es hier anfragen: Communardo Webinaraufzeichnungen
>> Gamification aus Designersicht: Techcrunch – Gamification is dead, Long live games for learning
>> Gamification beim Recruiting: 1&1 Code Caching