Die Spatzen pfeifen es schon länger von den Dächern: Twitter will sich verändern, indem das Zeichenlimit, was seit Anbeginn der Zeit bei 140 Zeichen liegt, auf 280 erweitert wird. Nun ist in den einschlägigen Medien zu lesen, dass ausgewählte Nutzer ab sofort mit 280 Zeichen testen können. Ich halte diesen Schritt und die Strategie für falsch!
Twitter – 140 Zeichen und das Wichtigste ist gesagt
Worum geht es denn bei Twitter? Es geht darum, in wenigen Worten auf den Punkt zu kommen. Es geht darum, den Leser nicht mit Geschwafel und Sinnlosigkeiten zu überfrachten, sondern ihn mit wenigen Worten „einzufangen“. Es geht um Kreativität, Reichweite, Interaktion und Netzwerken.
Twitter ist ein unglaubliches schnelles Medium – für mich das Schnellste im Social Web – mit einer äußerst geringen Halbwertszeit der Informationen. Aber genau das macht den Reiz und auch den Erfolg von Twitter aus.
Alleinstellungsmerkmal ist Fluch und Segen zu gleich
Wie oft habe ich selbst schon geflucht, als ein Tweet einfach nicht passen wollte. Als ich immer an der 140-Zeichen Grenze gescheitert bin. Aber das zwang und zwingt mich selbst, meine Kommunikation zu überdenken. Nachzudenken und nicht einfach aus dem Bauch heraus zu schreiben. So wird eben jeder Tweet einzigartig und wenn er das mal nicht sein sollte, dann verliert er sich im Nirvana und erzeugt keine Resonanz.
Dieses Limit hebt den Anspruch und die Qualität der Tweets. Viel schreiben ohne was zu sagen, ist leicht. Aber die wichtigste Botschaft, einen Call to Action, einen Hashtag, einen Link und noch eine @-Mention in einen einzigen Tweet zu packen, dass ist ganz großes Kino.
Die Gedanken in 140 Zeichen zu packen, sei eine „Qual“, schrieb die Twitter-Produktmanagerin Aliza Rosen in einem Internet-Eintrag. (Quelle: http://www.tagesschau.de/wirtschaft/twitter-zeichen-101.html)
Nein, das ist keine Qual, sondern Anspruch!
Das sagt Twitter selbst dazu: Twitter Blogpost
280 Zeichen beim Kurznachrichtendienst werden sich nicht durchsetzen
Davon bin ich überzeugt, denn ich glaube nicht, dass es die Tweets aufwertet, ganz im Gegenteil: Mehr Zeichen erhöht auch die Gefahr von Belanglosigkeiten. Außerdem brauche ich dann deutlich länger, um einen Tweet zu überfliegen und mir in wenigen Sekunden einen Überblick über die Timeline zu verschaffen. Apropos Timeline – auch hier ist der Platz natürlich begrenzt. Wo ich bislang 10 Tweets auf einen Blick gesehen habe, sind es dann nur noch 5 – salopp gesagt.
Daher glaube ich nicht, dass sich die 280 Zeichen langfristig durchsetzen, sondern dass die Nutzer nach einem anfänglich vielleicht euphorischen Testen wieder zu den 140 Zeichen +X zurückkehren. Denn als Twitterer ist man sowohl Produzent als auch Konsument und wenn ich nicht will, dass mit lange Tweets erschlagen oder langweilen, produziere ich selbst auch keine Tweet-Monster :-)
Logisch, oder?
Übrigens: Das Thema hatten wir auch schon 2016 einmal: newmediapassion.com/twitter-auf-dem-weg-zur-beliebigkeit-oder-das-ende-einer-aera/