Wir leben in einer Filterblase und werden manipuliert von Algorithmen – kein SciFi sondern Realität

Okay, das klingt jetzt nach Verschwörungstheorie, ist aber doch leider schon gängige Praxis. Oftmals merken wir gar nicht, wie wir manipuliert werden und oft ist das auch nicht schlimm. Doch sobald wir bei Google etwas suchen oder auf Facebook unsere Timeline lesen, bekommen wir nur das zu sehen, was nach Meinung der jeweiligen Plattform am besten zu uns passt. Die Informationen werden also vorgefiltert und unserem Suchprofil, unserem Verhalten, unserem Freundeskreis oder unserem Standort angepasst.

Das führt dazu, dass wir nur einen Teil der Informationen erhalten, die es zu einem Thema eigentlich gibt. Es sei denn, wir verlassen die Komfortzone der Bequemlichkeit und begeben uns selber auf die Suche nach Informationen. Doch wer nicht weiß, dass es diese Filter gibt, hat auch keinen Grund dazu, sein eigenes Verhalten zu ändern. Somit wird unsere Welt immer kleiner.

Google kennt unser Suchverhalten genau

Google hat von jedem von uns ein Nutzerprofil erstellt und reichert es Tag für Tag mit Daten und Informationen an. Die Motivation von Google ist, uns die auf uns bestmöglich passenden Suchergebnisse zu präsentieren. Damit soll erreicht werden, dass wir immer genau das finden, was uns am ehesten weiterhilft. Nur ist es auch das, was wir wirklich sehen wollen? Woher weiß ich, was ich eventuell hätte finden können, wenn Google keinen Suchfilter über meine Anfrage gelegt hätte, sondern mir einfach das zeigt, was es tatsächlich im Netz alles zu meiner Suchanfrage gibt?

Hätte ich da nicht die Chance, mir ein viel umfassenderes Bild über ein Thema zu machen, eben weil ich viel mehr Informationen konsumieren kann? Aber so funktioniert Google nicht. Google zeigt mir Suchergebnisse, die seiner Meinung nach meinem Naturell entsprechen.

Die Alternative

  • Das Nutzern einer Suchmaschine, welche die Nutzer nicht permanent verfolgt und beobachtet: https://duckduckgo.com/
  • Anonym im Netz surfen, soweit das möglich ist, zum Beispiel über den Inkognito-Modus des Browsers. Dabei werden:
    • Keine Verläufe angelegt
    • Keine Cookies gespeichert
    • Keine temporären Dateien abgespeichert
  • Nicht über den Google-Account angemeldet suchen, sondern als neutraler Nutzer
  • Über ein Proxy-Netzwerk wir TOR surfen, und damit weitestgehend anonym bleiben

Facebook bestimmt, welche Informationen wir in der Timeline sehen

Für Facebook ist es ebenso wie für Google ein wirtschaftlicher Aspekt, der zum restriktiven Einsatz von Filteralgorithmen führt. Wir sehen also auch hier nur die Nachrichten, die nach Meinung von Facebook zu uns und unserem Netzwerk passen.

„Die Meldungen, die in deinen Neuigkeiten angezeigt werden, werden von deinen Verbindungen und Aktivitäten auf Facebook beeinflusst. Auf diese Weise siehst du mehr interessante Meldungen von Freunden, mit denen du am meisten interagierst“

(Quelle: Facebook)

Was kann man dagegen tun? 

  • Umstellung der Timeline von „Hauptmeldungen“ auf „Neueste Meldungen“ > da werden alle Beiträge meines Netzwerkes angezeigt
  • Weniger bzw. bedachter „Liken“ > siehe Selbstexperiment von Caschy bei MobileGeeks
  • sein Netzwerk immer wieder mal „ausmisten“ > Gefolgte Unternehmensseiten wieder entfolgen

Dass Menschen sich unbewusst und oft auch gern beeinflussen lassen, ist Fakt. Dass passiert im realen Leben ebenso häufig wie im virtuellen.

Ein Experiment dieser Art ist bereits öffentlich geworden: Studie über Ausbreitung von Emotionen auf Facebook 

These: Die Welle des Hasses zur Flüchtlingspolitik hat auch mit der Filterblase zu tun

Ich folge auf Facebook in der Regel Menschen, mit denen ich mich in irgendeiner Art und Weise verbunden fühle. Sie schwimmen mit mir quasi auf einer ideologischen Welle, könnte man sagen. In diesem von mir durch den Aufbau eines Netzwerkes geschaffenen Micro-Kosmos werden also spezifische, mir angenehme, Stimmungen und Meinungen nachhaltiger und schneller verbreitet als außerhalb. Weil eben viele in meinem Netzwerk so denken wie ich.

Wenn es also in solchen Micro-Kosmen Tendenzen zu fremdenfeindlichen Gedanken gibt und Berichte über die angebliche Überfremdung oder Islamisierung von Deutschland, über angebliche und tatsächliche Gewalttaten von Asylbewerbern oder auch Videos von Attacken und Pöbeleien von Wenigen initial geteilt werden, dann verbreiten sich diese Nachrichten rasend schnell mit einer hohen Nachhaltigkeit. Es müssen gar nicht mal viele Initiatoren sein, die solche Informationen teilen. Aber ich glaube (ohne dass ich das wissenschaftlich untermauern kann), dass sich Informationen in solchen Micro-Kosmen dadurch viel intensiver und schneller ausbreiten, weil immer wieder Ressonanzen entstehen. So wie die Rückkopplung eines Mikrofons in einem Audio-System. Das Signal verstärkt sich mit sich selbst.

Das klingt jetzt vielleicht weit hergeholt, aber mich beschäftigt schon eine Weile, wie es in den letzten Monaten zu dieser Stimmungsverschiebung in sozialen Medien kommen konnte.

  • Negative Nachrichten verbreiten sich schon immer schneller und besser als „good news“.
  • In vielen Menschen schlummert eine verborgene Unsicherheit von allem Unbekannten.
  • In Ermangelung anderer Informationen beteiligen sich viele nur zu gern an digitalen Schlammschlachten.
  • Im Netz sein Mütchen zu kühlen, kostet ja nix und birgt auch keine Gefahr.
  • Hetz- und Hassmedien tummeln sich gefühlt weit mehr im Social Web als gemäßigte oder positiv eingestellte Medien.

Somit hängt für mich die derzeitige Stimmung in Deutschland auch unmittelbar mit der Nutzung von Social Media zusammen.

 

 

 

 

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