Habeck ist nicht mehr Social – Oh my Goodness

Was für ein Knaller, Robert Habeck von den Grünen ist nicht mehr auf Facebook und Twitter zu finden! Und die Journalie zerreißt sich ihre Mäuler, weil das ja so gar nicht sein kann. Ein Politiker, noch dazu ein Grüner, der sich dem Mob in den sozialen Netzwerken entzieht und sich auf seine eigene Blog-Plattform zurückzieht, sich damit dem ständigen Hass verwehrt – das geht ja gar nicht!

Süddeutsche Zeitung, MobileGeeks, Thomas Knüwer – ihr habt alle Unrecht!


Robert Habeck verhält sich so, wie es das deutsche Bildungsbürgertum seit 20 Jahren tut. Dieses ganze Digitalzeugs ist schwer, macht Arbeit, konfrontiert einen mit Personen außerhalb der eigenen Filterblase. Das ist anstrengend. Und deshalb mag man nichts damit zu tun haben, „ich bin nicht auf Facebook“, „mein Kind kriegt kein Handy“.

Thomas Knüwer, Indiskretion Ehrensache, https://www.indiskretionehrensache.de/2019/01/robert-habeck/


Sein Rückzug von Facebook und Twitter gefällt jenen, die sich selbst für progressiv, aber soziale Medien für narzisstischen Unsinn halten. Dabei wählt Habeck den einfachen Weg und blendet Probleme einfach aus.


Süddeutsche Zeitung, https://www.sueddeutsche.de/digital/habeck-twitter-facebook-1.4278309


Shitstorm und Datenklau-Opfer: Grünen-Chef Robert Habeck hat es derzeit nicht leicht und zieht sich deshalb von Twitter und Facebook zurück. Ein fataler Fehler, wie ich finde.


Mobilegeeks,https://www.mobilegeeks.de/artikel/social-media-verzicht-lieber-herr-habeck-tun-sie-es-bitte-nicht/

Ich persönlich halte diesen Schritt für konsequent, mutig und angemessen. Habeck schützt damit sich, sein Amt und seine Familie vor dem, was in den letzten Jahren zu einem unbeherrschbaren Moloch angewachsen ist.

Und seien wir doch mal ehrlich – auf welchem politischen Account lässt es sich heute noch sachlich und niveauvoll diskutieren? Ganz gleich, ob man nach links, rechts oder in die liberale Mitte schaut, überall herrschen Haß und Aggression, teils von realen Hatern, teils von Bots verursacht. Eine wirklich Diskussion mit einem Politiker über Social Media kommt sicherlich nur noch in absoluten Ausnahmefällen vor. Sobald sie sich einmal zu Wort melden, werden sie niedergebrüllt. Warum sollten sie dann noch auf Facebook und Twitter aktiv sein? Was bieten diese Plattformen noch für Vorteile? Irgendwelche Aktionen, Statements oder Botschaften werden von sozialen und redaktionellen Medien meist gleichschnell verbreitet – da braucht es den Politiker-Account nicht. Eine Teilnahme am Diskurs, das Kommentieren von Nutzerkommentaren, das Reagieren auf Kritik etc. – das findet doch schon längst nicht mehr statt.

Mal davon abgesehen, dass mit großer Wahrscheinlicheit vieler der Accounts nicht von den Personen persönlich geführt, sondern von Agenturen und Kommunikationsberatern verwaltet werden. Also spricht man als Nutzer im Falle des Falles sowieso mit einem Ghost und nicht mit dem Politiker.

Back to the roots, zurück zu den eigenen digitalen Wurzeln

Ein Blog, eine eigene Website – mehr braucht es nicht für die digitale Kommunikation. Natürlich geht Habeck ohne Facebook und Twitter Reichweite verloren, aber wer an seinen Ansichten wirklich Interesse hat, der liest sich doch viel eher einen kompletten Blogpost durch als einen 140 Zeichen Tweet.

Mit dem Verzicht auf die sozialen Medien gibt Habeck zumindest die theoretische Möglichkeit auf, an der Kommunikation teilzunehmen, aber wie oben erklärt, halte ich diesen Verlust für absolut verschmerzbar. Zumal er ein Vielfaches an digitaler Freiheit zurückgewinnt. Digitale Selbstbestimmung auf der eigenen Plattform ist was herrliches. Kein Facebook, was mir diktiert, was mit meinen Daten gemacht wird. Kein ständiges Kontrollieren der Kommentare auf meiner FB-Page, um rechtswidrige Äußerungen schnell zu löschen. Kein ständiger Kampf mit den Datenschutz-Regeln, die jeden Seitenbetreiber immer am Rande der Legalität entlangschrammen lassen.

Und nur, weil es alle erwarten, dass Habeck sich diesem Affentanz auf den sozialen Medien ausetzt, diese Accounts am Leben zu halten, halte ich für grundfalsch und seine Entscheidung damit für goldrichtig. Daher teile ich die Einschätzung auf Nerdcore zu 100%.

Sascha Pallenberg hat letztes Jahr auch den Facebook-Stecker gezogen. Und? Who cares? Ich denke, er lebt damit jetzt wesentlich ruhiger und sicher nicht minder informiert.

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