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Der Mensch als Datenvieh – wir werden manipuliert. Na und?

„Manipulierte Newsfeeds: Facebook-Nutzer empört über Psycho-Experiment“ dieser Beitrag auf Spiegel Online und die zugrunde liegende Studie von Facebook geht derzeit durch die Netzlandschaft. Mich erstaunt nicht, dass Facebook dieses Experiment durchgeführt hat. Mich erstaunt vielmehr, dass die Facebook-Nutzer darüber so empört sind. Wenn man sich diesem Netzwerk verschreibt, dann weiß man, bzw. dann sollte man wissen, dass man mit seinen Daten bezahlt und sich Facebook auf Gedeih und Verderb ausliefert. Nichts ist umsonst auf dieser Welt. Irgendwie muss man immer bezahlen. Bei Facebook mit seinen Daten und der Gewissheit, das 1+1 nicht immer 2 ist, sondern manchmal auch drei sein kann.  Facebook hat über seinen Edge-Rank eine immense Macht. Über diesen Algorithmus werden dem Nutzer nur diejenigen Beiträge gezeigt, von denen Facebook annimmt, dass sie für den Nutzer am relevantesten sein könnten. Ergo bedeutet das: was ich im Newsfeed sehe, bestimmt Facebook im weitesten Sinne. Das ist nicht neu. Neu ist sicherlich vielmehr, dass jetzt nachgewiesen wurde, dass sich auch Emotionen in einem Netzwerk manipulieren lassen.
Dass sich Menschen leicht beeinflussen lassen und auch mal gern mit der Masse mitschwimmen, ist bekannt. Das hat beispielsweise der verfilmte Roman: „Die Welle“ anschaulich gezeigt, der sich ja die Machenschaften und Manipulationen des Nazi-Regimes zum Vorbild genommen hat. Aber auch heutzutage wird man auf Schritt und Tritt manipuliert, sei es im Netz oder auf der Straße. Und je subtiler dies geschieht, umso bereitwilliger folgen wir der Manipulation und umso schlechter erkennen wir sie. Hier nun ein paar Beispiele aus dem täglichen Leben:

  • Die Anordnung der Waren im Supermarkt soll dafür sorgen, dass wir noch mehr kaufen oder unsere Kinder uns solange nerven, bis wir es tun
  • Die Payback-Karte vermittelt uns das Gefühl, Punkte zusammeln und etwas zu sparen, dient aber natürlich nur der exakten Analyse unserer Lebenssituation (Ich bin, was ich kaufe)
  • Die Amazon-Anzeigen auf Drittwebseiten sagen uns solange, dass wir etwas brauchen, bis wir glauben, es zu brauchen, auch wenn wir es nicht brauchen
  • Die Google Suche analysiert unser Surf- und Suchverhalten und bietet uns die Suchergebnisse, die Google´s Meinung nach für uns am relevantesten sind
  • Die Nachrichten zeigen uns die Bilder, die am meisten Quote versprechen und die am massentauglichsten sind
  • Die Presse verdreht und verzerrt die Tatsachen solange, bis sie ins Schema des Blattes passen und sich vor allem von anderen Blättern abheben

Retargeting, Marktforschung, Webtracking, Presse“freiheit“…man könnte endlos viele Beispiele aufzählen, bei denen man wissentlich oder unwissentlich in seiner Meinung beeinflusst wird. So funktioniert Marketing, das System und die Marktwirtschaft und so funktioniert natürlich auch Social im Web – BIG DATA. Je genauer unsere Lebenssituation, unsere Bedürfnisse und unsere Wünsche analysiert werden können, um so erfolgversprechender sind die Marketingstrategien und Werbekampagnen. Wir sind im Grunde genommen Kühe, die gemästet und jeden Tag ein wenig gemolken werden, ohne es zu merken.

Gefällt mir das? Nein! Kann ich etwas daran ändern? Nur bedingt. Denn wenn ich online bin oder einkaufen oder eine mobile App nutze, dann bin ich beeinflussbar und dann lasse ich mich auch gern einmal beeinflussen. Wichtig ist, nicht alles für bahre Münze zu nehmen, sondern auch einmal zu hinterfragen und sich andere Meinungen und Quellen anzuschauen. Nur, wer macht das schon gern? Und vor allem, wie kann man das machen?

Eine unvoreingenommene Berichterstattung, wie sie die Krautreporter versprechen, ist da schon einmal ein guter Anfang. Krautreporter ist Projekt von Journalisten, die Journalismus nicht für die Quote oder die Anzeigenpreise betreiben, sondern für die Menschen. Hilfreich kann auch sein, bei Facebook sein Netzwerk von Karteileichen und noch nie angeklickten Facebook Seiten zu säubern. Die Nutzung von ungefilterten Netzwerken wie Twitter für die Informationsbeschaffung ist ebenfalls sinnvoll. Die Filterung von Informationen würde ich, soweit es möglich ist, nie anderen Diensten überlassen, sondern immer selbst vornehmen. Heißt, dass man per RSS-Feed, Abonnements von Themen und Nutzern oder der Nutzung von Aggregatoren verstärkt selbst darüber entscheidet, welche Informationen man bekommt und welche nicht. Das Löschen von Cookies ist auch eine Sache, die hilft, sein Profil im Web wieder etwas zu säubern.

Aber ich bin auch Realist – vielen ist es einfach egal. Schöne neue Welt!

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Ein Kommentar

  1. Pingback: Der Mensch als Datenvieh - wie uns Bots und Big Data manipulieren

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