Tja, nun ist sie da, die DSGVO. Nachdem viele Website-Admins, Entwickler, Projektmanager und Datenschutzbeauftragte in den letzten 2 Wochen kaum das Tageslicht sahen, ist der nun vorbei, der Tag an dem die DSGVO in Kraft trat. Und nun? Neubeginn? Ultimativer FallOut aller Systeme? Abmahnwelle? Es ist noch zu früh, um wirklich abschätzen zu können, was diese Tag für Veränderungen mit sich brachte. Aber es hat das Netz bis ins Mark erschüttert, soviel lässt sich jetzt schon einmal sagen.
Bosch schließt vorübergehend die Heimwerker-Community 1-2-do.com
Die Stadtwerke Krefeld schließen ihren Online Shop für Bustickets
Der beliebte Speicherdienst Instapaper schließt sein Angebot für Europa
Das Bewertungsportal für Nutzeraktivitäten Klout ist nun „kaput“
Selbst Gottesdienstübertragungen live im Internet finden vorerst nicht mehr statt
Und so könnte man die Liste schier endlos füllen. Das blanke Chaos und wer ist Schuld? Die EU! Weil sie auf einmal will, dass die Nutzerdaten besser geschützt werden. Diese Idioten!
Ähm, nur Moment einmal … halten wir doch einmal kurz inne und schauen uns an, was denn diese Datenschutzgrundverordnung wirklich will.
Sie will den Bürger besser schützen. Sie will verhindern, dass Daten unkontrolliert gesammelt und weitergegeben werden. Sie möchte eben genau diese Tendenz in Richtung Datenkrake unterbinden. Deshalb ist sie auch diesen krassen, aber lange angekündigten Schritt gegangen und hat aus einer Richtlinie ein verbindliches Recht gemacht – und das europaweit!
Eine wie ich finde, sehr löbliche und respektable Entscheidung und Richtung! Und es ist keine Entscheidung, die über Nacht kam, sondern sie war wie der Tag der Umsetzung lange im Voraus angekündigt. Dass die meisten Seitenbetreiber, sei es nun ein Blog oder die Seite eines großen Webshops, erst eine Woche vor der Angst beginnen, ihre Prozesse zur Verarbeitung von personenbezogenen Daten auf den Prüfstand zu stellen … nun ja, das war fast zu erwarten. Und das nun nach wie vor viele noch nicht soweit sind, komplett datenschutzkonform zu arbeiten, ist auch keine große Überraschung. Denn es hört ja nicht damit auf, die Datenschutzerklärung auf der eigenen Website zu überarbeiten. Alle eingesetzten CMS-Systeme, Plugins, Formulare etc. müssen geprüft werden. ADV-Verträge mit Dienstleistern, welche, im europäischen Ausland personenbezogene Daten im Auftrag des Unternehmens bearbeiten, müssen erstellt werden. Verfahrensverzeichnisse für die Speicherung und den Umgang mit personenbezogenen Daten müssen erstellt werden. In vielen Unternehmen muss jetzt ein Datenschutzbeauftragter benannt werden.
Größtmögliche Transparenz und das „Recht auf Vergessen“ geben hier den Takt vor. Aber da viele Unternehmen nur langsamen Walzer können, während die DSGVO einen schnellen Foxtrott vorgibt, stolpern sie nun über ihre eigenen Beine. Ist die EU daran schuld? Wahrlich nicht! Sondern die Unternehmen, die bislang den Datenschutz eher als lästiges und vermeidbares Übel angesehen haben.
Einziger Negativpunkt ist, dass eben auch diejenigen betroffen sind, die mit den Daten ihrer Kunden, Besucher, Teilnehmer oder Leser weder Geld verdienen noch sich sonst irgendwie bereichern wollen – die trifft es nun auch und wahrscheinlich noch schlimmer, weil sie von der Situation vollkommen überfordert sind. Hier hoffe ich ganz einfach, dass seitens der Judikative dem Abmahnwahn ein Riegel vorgeschoben wird und nicht die Kleinen die ersten sein werden, die zur Kasse gebeten werden!
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